Montag, 24. Dezember 2012

engel dort oben



engel dort oben

engel dort oben
was hast du zu tun
kommst du auch mal dazu
dich auszuruh´n?

ausruhn, das ist schon lange vorbei,
wir komm´mit der arbeit kaum nach
ich schwitz´schon von der plackerei
und mein chef sagt immer nur, mach!

engel dort oben
so ganz ohne ruh´n
ich will dich mal loben
für dein rastloses tun

früher haben wir gestiftet die liebe
uns an den folgenden küssen erfreut
nun verhindern wir immer mehr hiebe
ein trauriges engelsleben heut´

engel dort oben
was glaubst du warum?
was ist denn heut´ anders
oder sind wir nur dumm?

früher nahmt ihr euch mehr zeit
für die schönen dinge des lebens
seid zum genießen nicht mehr bereit
meine warnungen waren vergebens

engel dort oben
was sollen wir machen?
wie gewinnen wir wieder
geniessen und lachen?

Ihr müsst wieder finden den ruhigen blick
für die kleinen, schönen dinge im leben
dann kommt euer glück vielleicht zurück
wird ruhe und lachen euch wiedergeben...

engel dort oben
wie soll´n wir das tun?
wir können nur hetzen
ohne auszuruh´n

den weg den müsst ihr selber finden
ich kann das ziel euch nur ansagen
dürft euch nicht nur an arbeit binden
müsst wieder mehr vergnügen wagen

engel dort oben
danke für den rat
ich werde ihn gleich heute
umsetzen in die tat...

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Trockenstoffel ( 7 )

Der Wind hatte aufgefrischt und der Ast, auf den er geflüchtet war, wankte in den Böen bedenklich. Er klammerte sich an den nassen Stamm des Baumes und blickte besorgt nach unten. 
Der Keiler war verschwunden. Sorgsam suchten seine Augen die Umgebung ab. Es schien vorbei zu sein, er konnte seinen zunehmend gefährlicheren Fluchtort wieder verlassen. 
Mit einem lauten, knackenden Geräusch brach der Ast in seinen Hand ab und er fiel rücklings auf den Boden. Schmerzhaft war der Aufprall auf der gefrorenen und harten Erde. 
Egal, er musste weiter, seinen Wagen erreichen, ehe neue Gefahren auftauchten.
Mit zitternden Händen startete er und die Räder drehten in dem Schlamm und Morast durch, ehe er davonraste. Endlich war er in Sicherheit. 

Es war ein langsames Auftauchen, wie aus einem Alptraum, der allmählich davon zieht und den Träumenden verwirrt und hilflos zurück läßt. 
Er blickte an sich herab, sah wie durch Watte einen blauen Pyjama und nackte, viel zu große Füsse. Hände, rissig und ungepflegt, mit langen Fingernägeln, lagen auf den Knien. Ihn fröstelte. 
Nur langsam kam er wieder in der Realität an, sah den großen Spiegel, die Anrichte mit den Cremes und Salben darauf.
Seine Erinnerung kam zurück, schmerzhaft wurde ihm bewusst, wie öde und sinnlos sein Leben war.
Trockenstoffel...ja, er war ein trockener, humorloser und verbitterter Mittvierziger.
Und anderer Menschen Leben zu analysieren, sie zu führen auf den rechten Weg der Tugend war zu seinem bestimmenden Lebensinhalt geworden. So brauchte er in den letzten Jahren nicht über sich nachdenken.
Er beugte sich vor den Spiegel, betrachtete die tiefen Falten in seinem zerfurchten Gesicht. Wortlos zerschlug er mit einem Flakon das Glas, sah ohne eine Regung zu, wie es zerbrach.
Er war am Ende. Doch wohnte nicht jedem Ende auch ein Anfang inne?

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Trockenstoffel (6)

... seinen Kumpel, der ihm die ganze Scheiße eingebrockt hatte. Freundlich lächelnd saß dieser auf einem Stuhl und blickte ihn an. "Na, das war ja ne grandiose Leistung, hätte ich Dir gar nicht zugetraut, Alter. Du bist ja doch ein ganzer Kerl". Es folgte ein Lachen, laut und dreckig. 
Er richtete sich auf. ""Verschwinde", knurrte er nur, "wir sind geschiedene Leute".
Er hatte ein Tür entdeckt und steuerte zielstrebig darauf zu. Mit einem kurzen Tritt in Höhe der Klinke öffnete er sie und betrat einen langen, langgezogenen Gang. Ohne Eile ging er vorwärts. Hinter ihm war alles ruhig, eine unheimliche und beängstigende Ruhe. 
Nach einigen hundert Metern bog der Gang nach links ab und stieg allmählich an. Etwa 600 Meter weiter betrat er eine kleine Lichtung mitten im Wald. 
Er  hatte keine Ahnung, wo er war und wohin er laufen sollte. Ein altes, stark verwittertes Schild an einem Baum erregte seine Aufmerksamkeit. Es zeigte ein "P" auf blauem Untergrund und darunter einen Pfeil, der auf einen schmalen Pfad wies. 
Kurz entschlossen nahm er diesen Weg. Der Morgen zog langsam auf und Nebelschwaden waberten majestätisch durch die abziehende Dunkelheit. 
Irgendwo dort musste sein kleines Auto stehen. Er freute sich auf eine heiße Dusche und auf Ausschlafen in seinem Bett.
Plötzlich stand der Keiler vor ihm, völlig unvermittelt. Die langen Hauer sahen bedrohlich aus und das Tier bewegte sich auf ihn zu. 
Schnell kletterte er einen der Bäume nach oben und sah sich um . Der Parkplatz war nicht weit entfernt, doch der mächtige Keiler umkreiste immer noch den Baum.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Trockenstoffel (5)

... es war zu spät für eine Flucht, trotzdem versuchte er es. Doch das Motorrad war schneller und der Geländewagen hielt ihn ständig im Scheinwerferlicht. Eine Höhle, war das seine Rettung? Er warf sich auf den Boden, rutschte in die Tiefe und schlug hart auf. 
Es war keine Höhle, eher eine kleine Vertiefung, aus der sie ihn holen würden, schneller, als er denken konnte. 
Doch es blieb alles ruhig. Kein Licht blendete ihn, keine Stimmen waren zu hören. Er atmete schwer und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Er wollte raus aus dieser Hölle und steckte tiefer in ihr als vorher. Was sie mit ihm machen würden, bedurfte keiner Phantasie. Quälen, Schikanieren und Verspotten bis zur letzten Sekunde, das war sein Schicksal.
Immer noch war alles um ihn herum ruhig, beängstigend ruhig. Vorsichtig bewegte er sich, spähte in alle Richtungen. Kein Licht, kein Motorengeräusch, einfach nichts. Nur die letzten Regentropfen fielen von den Ästen und der Wind pfiff um die Bäume.
Er war misstrauisch, mehr als das sogar. Sie jagen nicht, um danach nicht zu fangen, das passt nicht, sagte er sich.
Was bewegte sich unter ihm? Er sprang auf, wieder einmal zu spät. Wie von Geisterhand öffnete sich der Boden der Mulde und ließ ihn fallen, tief, immer tiefer. Seine Kehle war wie zugeschnürt, er konnte nicht schreien. 
Der Aufprall war weich. Benommen blieb er liegen. Auch hier war kein Laut zu vernehmen. Er richtete sich auf und erblickte...

Montag, 10. Dezember 2012

Trockenstoffel (4)

...es begann zu regnen. Dicke Tropfen fielen klatschend auf ihn. Der Boden unter seinen Füßen wurde zu einem Morast , in den er einsank, langsam, aber unaufhörlich. Er blickte nach oben, versuchte in der tiefdunklen Nacht etwas zu erkennen. Ein halber Meter, so schätzte er, war zu überwinden, um sich hoch zu ziehen. Die Kälte kroch in ihn, er begann zu zittern. Lange würde er hier nicht überleben. 
Mit seinen kalten Fingern löste er den Gürtel und warf ihn nach oben. Irgendwo musste er sich verfangen. 
Nach einigen Versuchen hatte er Glück. Er zog mehrfach an dem Leder und probierte verzweifelt , dem Schlamm und der Kälte zu entkommen.
Dreck, Moos und stechende Äste erntete er, als der kleine Strauch, an dem sich die Schnalle des Gürtels verfangen hatte, sich unter der Last seines Ziehens aus der Erde gelöst hatte und auf ihn fiel. 
Er fluchte laut und spuckte aus. 
Der Himmel hatte sich inzwischen geöffnet. Wie aus Schleusen ergossen sich die Wassermassen auf ihn, durchdrangen den dicken Pullover und ließen ihn vor Kälte zittern. 
Hoffnungslos hockte er in dem Erdloch und wartete auf sein Ende, als er erschrocken hochsah. Der heftige Sturm hatten einen Baum entwurzelt und einige dicke Äste hatten sich in den Morast des Erdloches gebohrt. 
Das war seine Chance, er kletterte zurück in die Freiheit. Seine Hände waren blutig und er fror erbärmlich, als er sich an einen Baumstamm lehnte. 
Wie weiter? In der Ferne sah er ein Licht und schlug den Weg in diese Richtung ein. Er fiel über entwurzelte Bäume und blieb an dornigen Sträuchern hängen.
Und immer noch peitschte ihm der Regen erbarmungslos ins Gesicht. 
Das Licht kam näher und entpuppte sich als...

Freitag, 7. Dezember 2012

Trockenstoffel (3)

Leise stand er auf, darauf bedacht, nirgendwo anzustoßen und die Anderen nicht zu wecken. Seine Unterwäsche hatte er Abends gleich anbehalten, so brauchte er nur in Jeans und Pullover zu schlüpfen und den heimlich gepackten Rucksack zu schnappen. 
Der Gang der Baracke war stockdunkel, nur mühsam gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis. Sein Herz schlug bis zum Hals vor Aufregung. 
Behutsam schloss er die Tür der langgestreckten Wellblechbaracke hinter sich. Links war der Ausgang aus dieser Hölle, er schlich gebückt an den kahlen Büschen entlang, durch die der Wind die Eiseskälte in sein Gesicht presste.
Rechts von dem riesigen Stahltor war eine kleine Lücke, gestern hatte er sie entdeckt. Hier wollte er sich hindurchzwängen und seine Freiheit wieder genießen. 
Der Angriff kam völlig überraschend.  War es eine Decke, ein Sack oder was auch immer ihm über den Kopf geworfen wurde? Männer pressten seine Arme schmerzhaft auf den Rücken und verschnürten seine Handgelenke, dass das Seil sich tief in seine Haut schnitt. Sie packten ihn und zogen ihn von dem Tor weg. 
Ihm wurde schwarz vor Augen, hastig schnappte er nach Luft. 
Er fiel, wie tief, wohin, er konnte es nicht sagen. Langsam, wie in Zeitlupe, wurde ihm der Sack, ja, es musste einer sein, vom Kopf gezogen. Modrig roch es, nein, stank es um ihn herum. In der Dunkelheit tasteten seine von der Kälte klammen Finger seine Umgebung ab. Erde und Wurzeln,  er befand sich in einem Erdloch...

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Trockenstoffel (2)

Jeder Knochen schmerzte ihm einzeln. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er, der den Wehrdienst verweigert hatte und lieber in einem alternativen Buchladen als Zivi schwere Kisten schleppte. Immer wieder in der Ecke sitzen und schmökern, die Zeit und alles um sich herum vergessen und eintauchen in phantastische, skurille Geschichten. Mitleben, sich verbinden mit den Protagonisten, mit ihnen leiden und sich freuen.
Und nun?
Er verfluchte sich, verfluchte seinen sogenannten Kumpel, hasste die ganze Welt. " Sei einmal in Deinem Leben ein ganzer Kerl, es sind nur sechs Wochen, die gehen schneller vorbei, als Du Piep sagen kannst!". Scheiße war´s, er hatte schon so oft Piep gesagt.
Ein Camp für Männer, harter Drill, Märsche durch das dichte Unterholz mit 50 kg auf dem Rücken und dem Buschmesser in der schmerzenden Hand, um sich den Weg freizukämpfen.
Und noch zwei Wochen lagen vor ihm,  14 quälend lange Tage.
Die Pritsche war hart, kein Vergleich zu seiner schönen Matratze in seinem Appartment. Der Typ über ihm schnarchte entsetzlich. Und bestimmt würde der muskulöse und tätowierte Drillmeister bald wieder mit der Pfeife zwischen seinem Vollbart auftauchen und sie in die Kälte und Dunkelheit scheuchen. "Bewegt Euch, Ihr lahmen Säcke, mal hopp, hopp!"
Er war eben keiner dieser Männer, sondern ein Lackaffe, ein Versager, ein Schwächling. Nie wurde ihm dies so deutlich wie hier, zwischen all den Ex-Soldaten, die sichtlich Spaß dabei empfanden, ihn zu quälen und zu schikanieren, aber bestimmt noch nie Dostojewski gelesen hatten. 
Er hatte innerlich abgeschlossen mit dieser Horde harter Männer ohne Gefühle. Er wollte gehen, wer sollte ihn noch halten. War er nicht freiwillig hier?













Mittwoch, 5. Dezember 2012

Trockenstoffel (1)

"Du bist ein trockener Stoffel!".  WUMS, das hatte gesessen. Wie eine Maschinengewehrsalve durchbohrte es ihn, schmerzhaft und ohne Vorwarnung. Erschrocken blickte er sie an. Doch sie wandte sich ab, verließ schweigend den Raum. Mit einem leisen Knacken fiel die Tür ins Schloß. Eine Klinke gab es nicht.

Hilflos blickte er sich um. Spärlich möbliert, eine kleine Glühbirne baumelte an einem losen Kabel über ihm. Ein Metalltisch, kalt und abweisend. Seine Schultern hingen schlaff nach unten. Er sah jämmerlich aus, schmächtig, mit eingefallenen Wangen und tiefen Augenrändern.
Und er war leer, ausgezehrt, eine Hülle ohne Inhalt.
Langsam erhob er sich, blickte aus dem schmutzig-grauen Fenster. Der Herbstwind spielte mit den kahlen Ästen des Apfelbaumes, trieb die wenigen Blätter auf dem Boden vor sich her. Und doch hatte dieses Bild Leben.
Ächzend ließ er sich auf den kleinen Hocker fallen.

Trocken, Stoffel...noch nie hatte ihm jemand so schonungslos die Wahrheit gesagt.
Wie vielen Menschen hatte er geholfen, ihnen den Weg gezeigt mit einer nüchternen, sachlichen Analyse ihrer Lebenssituation.
Nur sich selbst hatte er vergessen, vertrocknen und verstauben lassen.

Der Apfelbaum würde im nächsten Frühjahr neu erblühen, die Knospen würden sprießen und im Sommer wurden große, gelbe Äpfel an den Zweigen hängen. Im Frühherbst würden sie wie immer auf den Boden fallen und verfaulen.

Ob es für ihn noch ein Frühjahr geben würde...

Freitag, 30. November 2012

I don´t know

Völlige Dunkelheit.
Totale Stille.
Meine Atemzüge.
Ruhig und gleichmäßig.
Versinken.Ganz tief eintauchen.
Black Soul. Der Schlund. Ganz weit unten.
Nicht sichtbar. Nur Empfindungen. Brutal und hart.
Zeitströme. Past -- Now -- Future.
Which Future?
Vergessen. Träumend vergessen.
Kalter Entzug. Brutale Tour.
Ziellos --Endlos --Zeitlos.
Kalter Schweiß. Schleichender Wahnsinn.
Kotzen. Einfach nur Erbrechen.
Stinkende Dämpfe. Steigen auf.
Vernebeln das Hirn.
Schlafen.
Angstträume.
Ausbrechen.
Wohin?
Preßatmung. Ziehen im Magen.
Auf dem Weg.
In geistige Umnachtung?
Allumfassenden Wahnsinn?
Innere Freiheit?
Stille tötet?
Was?
Mich?
Innerlich tot.
Ausgehöhlt.
Selbstreinigungsprozeß.
Ganz unten.
Watend im Abschaum.
Völlige Verwahrlosung.
Seelisch pleite.
Never show back.
It´s my life.

Freitag, 24. August 2012

SMERT

SMERT

Bläuliche Rauchschwaden waberten durch den Gang, als Xius schwer atmend um die Ecke bog. Erschöpft hielt er inne. Weiter, Weiter...hämmerten seine Gedanken. An die kalte Metallwand gepresst, bewegte er sich vorwärts. Seine klammen Finger tasteten nach der kleinen Vertiefung. Schon wieder war er über einen der leblosen Körper gestolpert, die in diesem schmalen Gang lagen. Blau stiegen geruchslose Gase aus ihnen, vernebelten sein Gehirn und umhüllten ihn.
Endlich hatte er sie gefunden. Wie weit entfernt nahm er das leise Zischen der Hydraulik war und schlüpfte geschmeidig durch die sich öffnende Tür. Den Schließmechanismus fand er sofort. Unruhig blickte sich Xius um. Glänzend weiß war der Raum, seine Augen schmerzten. Aus seinem Kopf quoll es ohne Unterbrechung, er spürte, wie es seine linke Gesichtshälfte zu zerfressen begann.
Schaumig-grau tropfte es auf den Boden.
Ein Schlag, heftig und unerwartet, zwang ihn in die Knie. Das kalte Metall in seinem Rücken ließ ihn für einen kurzen Moment den Schmerz vergessen.
Vor ihm auf dem Boden sammelte sich das klebrige Gelee, floß in kleine Rinnsale und breitete sich aus.
Xius spürte, wie ihn seine Kräfte verließen, als der nächste Schlag ihn traf und ihn in die andere Ecke des Raumes drückte. Ein entsetzlicher Schmerz durchfuhr ihn, ehe er das Knacken seines Schädels spürte.
Nun schoß es aus ihm heraus, zerfrass seine Haut bis auf die Knochen.
Seine Augen brannten wie Feuer, aus seinem Körper stiegen blaue Gase auf.
Das schaumig-graue Gelee bewegte sich vor ihm, es formte sich zu Buchstaben. Regungslos blickte
Xius auf den weißen Boden. Seine Sinne schwanden, er versank in einem Nebel.

SMERT

erkannte er und verstand den Sinn nicht.
Tief unten aus seinem Sein bahnte sich die Erinnerung einen Weg in das Heute. SMERT, ein Wort aus einer schon lange ausgestorbenen Sprache, hunderte Jahre alt.
Die Buchstaben flossen auf ihn zu, sie bemächtigten sich seines Körpers, verschlangen ihn langsam.
Sein Gehirn splitterte, wie in Zeitlupe fielen kleinere Stücke auf den Boden und wurden von dem grauen Gelee aufgenommen.
Wie ein Beobachter sah Xius zu, wie das Gelee seine Beine aufnahm und seine Hüften umhüllte. Stumm und regungslos sah er, wie sein Gehirn zerfiel.

SMERT

Kurz vor seinem Herz stoppte das Gelee plötzlich. Die Arme hatte es schon vernichtet, Xius bestand nur noch aus einem leeren Schädel, Halsknochen, Lungen und Herz. Doch er spürte keine Schmerzen, fühlte sich wie in Watte gepackt schwebend.

Das Gelee erhob sich, schwebte auf Xius zu und hüllte ihn ein. Angenehm kühl war es, wie ein leichter Wind. Von allen Seiten drang das Gelee nun in ihn ein. Seine Lungenbläschen platzten, und als die Aorta vom Herz getrennt wurde, floss nicht ein Tropfen Blut. Bevor er starb, fiel ihm plötzlich die Bedeutung des Wortes ein. Es ergab alles einen Sinn.

SMERT -- TOD

Mittwoch, 22. August 2012

nahe am Tod

Gerhard Löffler ist Künstler. Er hat Preise gewonnen, studiert und sein großer Traum war, irgendwann einmal von seiner Kunst leben zu können. 
Heute bekommt er monatlich 400 Euro und weiß, dass jeder Tag sein letzter sein könnte. Dem STERN hat der 38-jährige vor kurzem in einem Interview einen Einblick in sein Inneres gewährt, der berührt und verstört. 
Löffler hat Krebs, einen Gehirntumor, der, wie er sagt, sein Gehirn langsam auffrisst. In klaren Worten und schonungslos offen beschreibt Löffler seinen Alltag, der ein täglicher Kampf ist. 
Vor dem Interview hat er 42 Tabletten eingenommen, eine halbe Stunde hat dies gedauert. Sein seelischer Zustand gleicht einer täglichen Achterbahnfahrt, immer wieder muß er sich selbst für kleine Handlungen motivieren. Entscheidungen  fallen ihm schwer, beim Lesen verliert er sich in den Schachtelsätzen.
Betroffen lässt mich eine Aussage des Künstlers innehalten. Er könne eigentlich gar nicht begraben werden, weil er lebender Sondermüll sei und den Boden mit dem vielen Gift, das er mit den Tabletten eingenommen habe, kontaminieren würde. Lieber wäre es ihm, wenn er verbrannt und seine Asche zu einem Diamanten gepresst würde. Diesen Ring könne seine Freundin tragen, so wäre er weiterhin bei ihr. 
Die Krankheit hat ihn verändert. Einen jungen Vogel, der aus dem Nest gefallen ist, hat er  begraben, um ihm ein würdevolles Ende zu bereiten. Früher, so sagt er, hätte er ihn einfach im Müll entsorgt.
Mir fällt Christoph Schlingensief ein, der sein Krebsleiden öffentlich zelebriert hat. Damit löste der Regisseur eine Debatte aus, ob dies wirklich angebracht sei. Pietätlosigkeit wurde ihm vorgeworfen und dass er geltungssüchtig sei.
Löffler möchte sein Begräbnis öffentlich zelebrieren. Darf er das?
Vor einigen Jahren führte ich mehrere Gespräche mit einem Krebskranken. Sie begannen in einer Zeit, als er nach langer Chemotherapie glaubte, den Dämon in seinem Körper besiegt zu haben. Er flog mit seiner Familie in den Urlaub und lebte intensiver als jemals zuvor. 
Doch der Dämon war stärker, er kam zurück, brutaler und schmerzhafter als vorher. Seine Metastasen überwuchertern  andere Organe, er breitete sich immer mehr aus. Unsere Gespräche wurden ernsthafter, sie kreisten darum, was das Leben ausmacht. Der von seiner Krankheit schwer Gezeichnete sah angesichts des ihn bereits belauernden Todes das Leben als fröhliches Spiel, bei dem nichts ausgelassen werden sollte. Leben, so sagte er mir, soll Spaß sein, Lachen und mit ausgebreiteten Armen fliegen. 
Als er starb, verlor ich einen Freund, einen Menschen, mit dem mich mehr verband als nur diese Gespräche. 
Er war nicht der einzige Krebskranke, mit dem ich sprechen durfte. Und ausnahmslos alle zogen eine Konsequenz aus ihrem nahenden Lebensende, lebt Leute, verliert Euch nicht in den Niederungen des Alltages, sondern lebt. Und lebt Eure Träume, so lange Ihr es noch könnt. 
Gerhard Löffler hat diese Einstellung verinnerlicht. Er hat seine Krankheit zum Motiv seiner künstlerischen Arbeit erkoren. Ähnlich wie dem genialen Regisseur Schlingensief ist ihm die Öffentlichkeit auch ein Mittel, sein ihn aufzehrendes Leiden zu ertragen. 
Und ja, aus meinen Gesprächen, aus einem Einblick in das Seelenleben von Todgeweihten sage ich, sie dürfen diese Krankheit in die Öffentlichkeit bringen, wenn sie es selber wollen. 
Es ist, wie mir ein Krebskranker einmal sagte, ein Bindeglied in das Leben, was ihn selber auch am Leben hält. Kein Zurückziehen in den privaten Raum des Leides, der Verzweiflung und depressiven Phasen, sondern ein optimistischer Blick in die Weite und auf die Schönheit des Lebens. 
Wenn Löffler davon spricht, er sterbe ja das erste Mal, so mögen diese Worte verstörend und irritierend wirken. Sie zeigen aber einen Menschen, der die Grenzlinie zwischen Leben und Tod für sich angenommen hat und ihr immer näher kommt.
Es ist ein berührendes Zeitzeugnis, das der STERN hier abdruckt, ein ungeschönter, brutaler und auch verstörender Blick an die Nahtstelle zwischen Leben und Tod. 

Donnerstag, 16. August 2012

Zurück ins Licht, let`s go!

Wer in eine depressive Phase seines Lebens gerät, aus welchen Gründen auch immer, erlebt das Leben oft als schwarzen, engen Tunnel. Die Wände bewegen sich auf den Betroffenen zu, es wird immer enger, er fühlt sich eingeschnürt, ihm wird die Luft genommen, er fühlt sich wie gelähmt.
Immer mehr Kraft verwendet er darauf, sein Leben nach außen zu bewahren, sich einzufügen, nicht aufzufallen. Immer weniger ist er in der Lage, zu erkennen, dass er den falschen Weg beschreitet. Anstatt die Ursachen zu erkennen und die Gründe zu hinterfragen, versucht er immer verzweifelter, einen Schein zu bewahren, der ihn nur noch tiefer in eine ihn immer mehr umklammernde depressive Grundstimmung zieht.
Wohlgemerkt, ich schreibe nicht von einer tiefsitzenden Depression als schwere psychische Erkrankung, sondern von depressiven Stimmungen, fachärztlich auch als Dystymia bezeichnet.

Anstatt umzukehren, wird der Tunnel immer tiefer beschritten, unfähig, die damit immer näher kommende Katastrophe vorherzusehen. Die innere Verfasstheit des Betroffenen verändert sich unmerklich für ihn, weil er die in seinem realen Leben dafür existierenden Gründe nicht erkennen kann.

Irgendwann kann diese depressive Grundstimmung umschlagen, in eine Depression. Und auch jetzt noch wird nach außen der Schein gewahrt. Oder es entlädt sich etwas im Inneren des Betroffenen, dass er ein Licht am Ende des Tunnels erkennt und weiss, wa er ändern muss, um der akuten und für ihn bedrohlichen Situation zu entkommen. Damit hätte er den ersten Schritt zu einer Änderung seiner eigenen Situation getan.

Eine Veränderung ist aber an jedem Punkt dieser sich lange hinziehenden Entwicklung möglich. Mir sind Fälle bekannt, wo erst ein totaler physischer und psychischer Zusammenbruch, etwa als Kreislaufzusammenbruch, den Betroffenen eine Umkehr auf dem verhängnisvollen Weg der Selbstverleugnung ermöglichten. Was jetzt folgt, ist ein schmerzvoller Prozess der Selbsterkenntnis, dass man sich selbst belogen hat, dass ein Weg des Masochismus beschritten wurde, dass vielfach eine verhängnisvolle Abhängigkeit zu, ja, Sadisten existierte. Diese Symbiose aus Masochismus und Sadismus vollzog sich nicht auf der körperlichen, sondern auf der emotionalen Ebene, als eine Verkettung von zwei Menschen, die sich gegenseitig in eine Katastrophe führten, weil sie in einer brutalen und sich gegenseitig vernichtenden Abhängigkeit voneinander existierten.
Keiner der beiden war in der Lage, diesen Kreislauf aufzubrechen, und sei es durch eine räumliche und damit auch psychische und emotionale Trennung.

Erst ein solches Aufbrechen aber ermöglicht ein Verlassen des eingeschlagenen Weges des sich selbst Verletzens, des in einer masochistischen und als Antonym dazu sadistischen Rolle Verharrens, wobei die Rollen dabei auch noch gewechselt werden.

The dark side of life, sie muss nicht zwangsläufig für immer das Leben bestimmen.

Wann sie verlassen wird, hängt von sehr unterschiedlichen und immer auch individuellen Faktoren ab.

Ich möchte in diesem Blog aufzeigen, dass immer Wege aus dem Tunnel der Dunkelheit zurück in das Licht des schönen, befreienden und bewusst genießenden Lebens möglich sind.
Und dass die Betroffenen meist Hilfe benötigen, ärztliche und psychologische, oft auch medikamentöse, dass sie vor allem aber zu einer eigenen, aus ihnen selbst kommenden Stärke zurück finden müssen.

Dafür brauchen sie Unterstützung ihres familiären Umfeldes, Offenheit und die Gewissheit, dass sie für einen manchmal langen Zeitraum ein Nest der Liebe vorfinden, in das sie jederzeit fallen können.

Vor allem aber brauchen sie den Willen, diesen Weg zurück ins Licht selber gehen zu wollen.
Diesen aber können sie erst entwickeln, wenn sie die konkrete Lebenssituation aufgegeben haben, räumlich und noch wichtiger, emotional.

So hart es klingt, manchmal ist eine Trennung von einem Menschen, den man zu lieben glaubt, obwohl längst eine zerstörerische und vernichtende Abhängigkeit besteht, der beste Weg. Erst dieser radikale Schnitt schafft Grundlagen dafür, die eigene Rolle in dieser in den Abgrund führenden Symbiose zu erkennen. Das ist aber wiederum die entscheidende Vorraussetzung dafür, die eigenen Lebensumstände konkret so zu verändern, dass ein glückliches und emotional erfülltes Leben wieder möglich ist.

Mittwoch, 15. August 2012

foltersaal der seele



foltersaal der seele


die seele zieht sich tief zurück
meilenweit entfernt das glück
flucht in auto - aggression
scheisse, was verstehst du schon

immer gegen wände laufen
warum lasst sich glück nicht kaufen
möchte nicht mehr mit ihm raufen
oder mich sinnlos besaufen

depression, tiefschwarze nacht
ich kann keinen ausgang sehen
spüre fest die dunkel macht
und möchte einfach nur gehen

hast nie selbst erlebt die qual
in dem dunklen foltersaal
festgebunden, ohne wahl
halt dein maul, verdammt noch mal

arrogant hinweise geben
selbstgefällig, ohne sinn
was weisst du von diesem leben
warst nie da und kommst nie hin

diese folter ist geschehen
meine seele hat`s gesehen
irgendwann konnte ich gehen
wieder in die sonne sehen

gequälte seele, deformiert
sie streckt langsam sich ins licht
möchte tanzen, ungeniert
doch vergessen kann sie nicht


Dienstag, 14. August 2012

Steigende Selbstmordzahlen und alltägliche Ursachen


Wer heute eine psychotherapeutische Behandlung beginnt, unterschreibt in der Regel ein Formular, in dem er sich verpflichtet, in der Zeit der Therapie keinen Suizidversuch zu unternehmen. Es wird also schon zu Beginn der Behandlung auf den kausalen Zusammenhang zwischen der seelischen Erkrankung und dem möglichen letzten Ausweg aus ihr hingewiesen.
Im Jahre 2010 nahmen sich in Deutschland 9616 Menschen das Leben, immerhin 120 mehr als 2009. Fast 10.000 Deutsche sahen aus ihren Problemen keinen anderen Ausweg mehr, als ihr Leben zu beenden. Die Ursachen dafür sind vielfältig, der Verlust des langjährigen geliebten Partners, schwere Erkrankungen, tiefste Depressionen, Mobbing oder andere. 
Ebenfalls 2010 gingen Experten von etwa 1,8 Millionen deutschen Berufstätigen aus, die regelmäßig und langanhaltend gemobbt wurden. Viele von Ihnen empfanden ihre berufliche Situation als Hölle. Dass Mobbing seelisch krank machen kann, ist inzwischen bekannt. Dass Mobbing auch, wenn es nicht gestoppt wird, in den Suizid führen kann, ist bisher nur eine Vermutung, weil wissenschaftlich noch nicht umfassend erforscht.
Hier ein Interview mit einer umfassenden Erklärung und weiteren Einzelheiten zu Mobbing:
Oft wird ein Suizid in einer anonymem Umgebung durchgeführt. Wer sich mit in Hotels Tätigen über dieses Thema unterhält, wird vielleicht folgendes zu hören bekommen. Silvester, ein Gast, alleinreisend und mit dem Wunsch nach einem Zimmer in den oberen Etagen, schließlich ist von dort das Feuerwerk eindrucksvoller zu erleben. Und plötzlich, ein Schrei und ein klatschendes Geräusch auf dem Asphalt. Dieser Gast beging in der Anonymität des Hotels seinen Suizid.
Wie die Mitarbeiter des Hotels mit einer solchen Situation umgehen und welche psychischen Auswirkungen dies für sie bedeutet, ist hier eine andere Frage.
Egal, welche Gründe einen Menschen dazu treiben, im Suizid die letzte Möglichkeit der Lösung seiner Probleme zu sehen, es bleibt immer eine Ultima Ratio, ohne Möglichkeit der Umkehr. Und oft, der Fussballstar Robert Enke ist dafür ein Beispiel, sind es nach außen erfolgreiche Persönlichkeiten, denen dieser Schritt niemals zugetraut wird. Sie stehen im Leben, sie dienen vielen auch als Vorbild.
Notwendig ist deshalb mehr Offenheit, mehr Verständnis füreinander und auch die Möglichkeit des sich einmal Zurückziehens.
Burnout bedeutet, ausgebrannt, mental erschöpft zu sein. Es ist eine der Erkrankungen, die aus unserem hektischen und immer angespannteren Leben heraus erwächst. Im Harz befindet sich eine Klinik für Burnout-Patienten, in der diese Ruhe finden. Nur sitzen, liegen, kein Zwang, etwas zu tun, einfach nur selbst sein. 
Für mehr Informationen:
Es sind, das zeigen nicht nur Burnout und Mobbing, auch unsere Lebensführung und gesellschaftlich bestimmte Ursachen, die Menschen in die totale Erschöpfung und den Zustand der Ausweglosigkeit führen.
Und darüber lohnt es sich, in einer ruhigen Minute einmal nachzudenken.