Wer in eine depressive Phase seines
Lebens gerät, aus welchen Gründen auch immer, erlebt das Leben oft
als schwarzen, engen Tunnel. Die Wände bewegen sich auf den
Betroffenen zu, es wird immer enger, er fühlt sich eingeschnürt,
ihm wird die Luft genommen, er fühlt sich wie gelähmt.
Immer mehr Kraft verwendet er darauf,
sein Leben nach außen zu bewahren, sich einzufügen, nicht
aufzufallen. Immer weniger ist er in der Lage, zu erkennen, dass er
den falschen Weg beschreitet. Anstatt die Ursachen zu erkennen und
die Gründe zu hinterfragen, versucht er immer verzweifelter, einen
Schein zu bewahren, der ihn nur noch tiefer in eine ihn immer mehr
umklammernde depressive Grundstimmung zieht.
Wohlgemerkt, ich schreibe nicht von
einer tiefsitzenden Depression als schwere psychische Erkrankung,
sondern von depressiven Stimmungen, fachärztlich auch als Dystymia
bezeichnet.
Anstatt umzukehren, wird der Tunnel
immer tiefer beschritten, unfähig, die damit immer näher kommende
Katastrophe vorherzusehen. Die innere Verfasstheit des Betroffenen
verändert sich unmerklich für ihn, weil er die in seinem realen
Leben dafür existierenden Gründe nicht erkennen kann.
Irgendwann kann diese depressive
Grundstimmung umschlagen, in eine Depression. Und auch jetzt noch
wird nach außen der Schein gewahrt. Oder es entlädt sich etwas im
Inneren des Betroffenen, dass er ein Licht am Ende des Tunnels
erkennt und weiss, wa er ändern muss, um der akuten und für ihn
bedrohlichen Situation zu entkommen. Damit hätte er den ersten
Schritt zu einer Änderung seiner eigenen Situation getan.
Eine Veränderung ist aber an jedem
Punkt dieser sich lange hinziehenden Entwicklung möglich. Mir sind
Fälle bekannt, wo erst ein totaler physischer und psychischer
Zusammenbruch, etwa als Kreislaufzusammenbruch, den Betroffenen eine
Umkehr auf dem verhängnisvollen Weg der Selbstverleugnung
ermöglichten. Was jetzt folgt, ist ein schmerzvoller Prozess der
Selbsterkenntnis, dass man sich selbst belogen hat, dass ein Weg des
Masochismus beschritten wurde, dass vielfach eine verhängnisvolle
Abhängigkeit zu, ja, Sadisten existierte. Diese Symbiose aus
Masochismus und Sadismus vollzog sich nicht auf der körperlichen,
sondern auf der emotionalen Ebene, als eine Verkettung von zwei
Menschen, die sich gegenseitig in eine Katastrophe führten, weil sie
in einer brutalen und sich gegenseitig vernichtenden Abhängigkeit
voneinander existierten.
Keiner der beiden war in der Lage,
diesen Kreislauf aufzubrechen, und sei es durch eine räumliche und
damit auch psychische und emotionale Trennung.
Erst ein solches Aufbrechen aber
ermöglicht ein Verlassen des eingeschlagenen Weges des sich selbst
Verletzens, des in einer masochistischen und als Antonym dazu
sadistischen Rolle Verharrens, wobei die Rollen dabei auch noch
gewechselt werden.
The dark side of life, sie
muss nicht zwangsläufig für immer das Leben bestimmen.
Wann
sie verlassen wird, hängt von sehr unterschiedlichen und immer auch
individuellen Faktoren ab.
Ich
möchte in diesem Blog aufzeigen, dass immer Wege aus dem Tunnel
der Dunkelheit zurück in das Licht des schönen, befreienden und
bewusst genießenden Lebens möglich sind.
Und
dass die Betroffenen meist Hilfe benötigen, ärztliche und
psychologische, oft auch medikamentöse, dass
sie vor allem aber zu einer eigenen, aus ihnen selbst kommenden
Stärke zurück finden müssen.
Dafür
brauchen sie Unterstützung ihres familiären Umfeldes, Offenheit und
die Gewissheit, dass sie für einen manchmal langen Zeitraum ein Nest
der Liebe vorfinden, in das sie jederzeit fallen können.
Vor
allem aber brauchen sie den Willen, diesen Weg zurück ins Licht
selber gehen zu wollen.
Diesen
aber können sie erst entwickeln, wenn sie die konkrete
Lebenssituation aufgegeben haben, räumlich und noch wichtiger,
emotional.
So
hart es klingt, manchmal ist eine Trennung von einem Menschen, den
man zu lieben glaubt, obwohl längst eine zerstörerische und
vernichtende Abhängigkeit besteht, der beste Weg. Erst dieser
radikale Schnitt schafft Grundlagen dafür, die eigene Rolle in
dieser in den Abgrund führenden Symbiose zu erkennen. Das ist aber
wiederum die entscheidende Vorraussetzung dafür, die eigenen
Lebensumstände konkret so zu verändern, dass ein glückliches und
emotional erfülltes Leben wieder möglich ist.
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