Donnerstag, 6. Dezember 2012

Trockenstoffel (2)

Jeder Knochen schmerzte ihm einzeln. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er, der den Wehrdienst verweigert hatte und lieber in einem alternativen Buchladen als Zivi schwere Kisten schleppte. Immer wieder in der Ecke sitzen und schmökern, die Zeit und alles um sich herum vergessen und eintauchen in phantastische, skurille Geschichten. Mitleben, sich verbinden mit den Protagonisten, mit ihnen leiden und sich freuen.
Und nun?
Er verfluchte sich, verfluchte seinen sogenannten Kumpel, hasste die ganze Welt. " Sei einmal in Deinem Leben ein ganzer Kerl, es sind nur sechs Wochen, die gehen schneller vorbei, als Du Piep sagen kannst!". Scheiße war´s, er hatte schon so oft Piep gesagt.
Ein Camp für Männer, harter Drill, Märsche durch das dichte Unterholz mit 50 kg auf dem Rücken und dem Buschmesser in der schmerzenden Hand, um sich den Weg freizukämpfen.
Und noch zwei Wochen lagen vor ihm,  14 quälend lange Tage.
Die Pritsche war hart, kein Vergleich zu seiner schönen Matratze in seinem Appartment. Der Typ über ihm schnarchte entsetzlich. Und bestimmt würde der muskulöse und tätowierte Drillmeister bald wieder mit der Pfeife zwischen seinem Vollbart auftauchen und sie in die Kälte und Dunkelheit scheuchen. "Bewegt Euch, Ihr lahmen Säcke, mal hopp, hopp!"
Er war eben keiner dieser Männer, sondern ein Lackaffe, ein Versager, ein Schwächling. Nie wurde ihm dies so deutlich wie hier, zwischen all den Ex-Soldaten, die sichtlich Spaß dabei empfanden, ihn zu quälen und zu schikanieren, aber bestimmt noch nie Dostojewski gelesen hatten. 
Er hatte innerlich abgeschlossen mit dieser Horde harter Männer ohne Gefühle. Er wollte gehen, wer sollte ihn noch halten. War er nicht freiwillig hier?













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